Beim Blättern (7) • Schwatzen, schwafeln, schwadronieren
Gefangen im Blabla
Sie reden zu viel, findet die
Stuttgarter Zeitung. Bruno Brazil und seine Crew, das Kommando Kaiman, ergehen sich in den unpassendsten Momenten darüber, »was bisher passiert sei, wie man die aktuelle Lage einzuschätzen habe, was sie gerade zu tun im Begriff stünden und was daraus hoffentlich folgen werde«. Fazit:
»Uff!«
Ausriss aus der Stuttgarter Zeitung vom 3. Januar 2014. Eine Rezension zum ersten Band der Gesamtausgabe. Spaß hatte der Kritiker an Bruno Brazil nicht wirklich.
Die Kritik ist nicht ganz von der Hand zu weisen.
Bruno Brazil
brütet nicht eben schweigend vor sich hin. Hier kommt er mit Kumpel Gaucho Morales
ins Plaudern:
Bruno Brazil und Kumpel Gaucho Morales haben sich was zu erzählen.
Blabla Brazil und das Quasselkommando?
Die Geschichtenführung durch Autor Greg, mosert die Stuttgarter Zeitung, stoße einem sauer auf: »Dauernd wird steif erklärt, was nicht erklärt werden muss.«
Da nun irrt der Kritiker. Bruno Brazil erschien im Original und in Deutschland zunächst als Fortsetzungsgeschichte (in Tintin und hierzulande in Zack). Damit Leser wieder in die Story finden, flicht der Autor all jene Informationen in die Dialoge ein, die zum Verständnis der Handlung notwendig sind: was bisher passiert ist, wie sich die aktuelle Lage darstellt und was die Figuren gerade warum unternehmen.
Das Kommando Kaiman, heißt das, ist nicht wirklich eine Schwadron der Quasselköpfe (und Greg auch kein lausiger Erzähler). Die Redseligkeit der Figuren erklärt sich aus aufbauenden Rückwendungen und Vorausdeutungen, die der Veröffentlichung in mehreren Teilen geschuldet sind.
Im Album besteht weniger Erklärungsbedarf, Leser können nach Belieben vor- und zurückblättern. Passagen, die alle zehn, zwölf Seiten Bekanntes wiederholen, ließen sich hier verlustfrei eindampfen. Aber das ist Sache der Übersetzung und der Redaktion.
PS. Ein kenntnisreicher Text über Bruno Brazil und Zeichner William Vance findet sich im Tagesspiegel.
aus: Bruno Brazil 8 »Bewährung für das Kommando Kaiman« (Carlsen 1989); Zeichner: William Vance