Apropos • Les Malheurs de Babs
Frühe Torturen
Im Jahr 40 000 n.Chr. erleidet eine knapp bekleidete Weltraumheldin allerlei Ungemach: Beißwütige Puppen und feindselige Vögel traktieren sie, der Bösewicht foltert sie mit einer Orgasmusorgel. Sie ist tapfer, die junge
Barbarella
(Jane Fonda in einer Rolle, die sie ihr Leben lang bereut). Und sie muss tapfer sein. Denn auch ein
Altmeister des Sadomaso-Comics geht ihr an die Wäsche
– der Brite Erich von Götha.
Robin Ray, später bekannt als Pornozeichner Erich von Götha, gestaltete Ende der 1960er »Barbarella«-Kinoplakate für den englischen Markt.
Als er internationalen Ruhm erlangte, war von Götha bereits über 60 (Geburtsjahr 1924, Geburtsort London). »Les Malheurs de Janice« hieß das Werk, das 1987 in Frankreich erstmals als Comicalbum herauskam, ein SM-Porno aus der Zeit des Marquis de Sade (auf Deutsch: »Die Leiden der jungen Janice«). Ein wenig in Vergessenheit geraten ist von Göthas Frühwerk. Zwanzig Jahre zuvor etwa zeichnete er Weltraumbeauty Barbarella, damals noch unter seinem bürgerlichen Namen Robin Ray. Er entwarf die Kinoplakate des SF-Streifens für den englischsprachigen Raum. Und zeigte bereits einen Hang zu Sprechblasen.
Den lebte er später in seinen Comics aus. Junge, nicht selten unbekleidete Frauen erleben darin all die Widrigkeiten, die einer Jahrzehnte gereiften Sadomasophantasie in den Sinn kommen. Fesselungen gelten unter seinen Figuren als höfliche Geste, Züchtigungen mit der Peitsche als freundliche Aufmerksamkeit. Womöglich hätte die schöne Barbarella in Erich von Göthas Welt noch die eine oder andere ungeahnte Tortur kennenlernen können: »Les Malheurs de Babs«.